Einmal Fallschirm springen. Jodeln lernen. Den ersten 3.000er besteigen. Im Cabrio die Toskana erkunden. So unterschiedlich diese Erlebnisse in der Erfahrung sind, so gemeinsam ist ihr Charakter als Glücksbringer. Woran liegt das?
Nach allem, was man über Thomas D. Gilovich weiß, ist der US-Forscher ein sachlicher, wissenschaftlich interessierter Mensch. Der promovierte Sozialpsychologe lehrt an der renommierten Cornell University in Ithaca, er forscht unter anderem zu Fragen der Psychologie von Alltagsentscheidungen, kritischem Denken und Verhaltensökonomie und gilt als eine der Koryphäen seines Fachs. Richtig begeistert wird Gilovich jedoch, wenn es um die Bedeutung von Erlebnissen geht.
In einem Aufsatz mit dem Titel „Warum man sein Geld für Erfahrungen ausgeben sollte statt für Dinge“ erklärt der Forscher, warum Erlebnisse in der Regel sehr viel länger glücklich machen als materielle Güter. „Einer der Feinde von Zufriedenheit heißt Gewöhnung“, sagt Gilovich. „Wir kaufen uns Dinge, weil sie uns glücklich machen. Aber das tun sie nur für eine Weile. Neue Besitztümer sind lediglich so lange aufregend für uns, bis wir uns an sie gewöhnt haben.“
Dieser Effekt wird durch eine Studie bestätigt, deren Teilnehmer ihre Zufriedenheit mit größeren Anschaffungen und gekauften Erlebnissen beurteilen sollten. Während diese zu Beginn der Studie etwa gleich hoch war, nahm sie mit Blick auf Neuanschaffungen nach einiger Zeit ab. Das Glücksgefühl über die Erlebnisse wurde hingegen mit zeitlichem Abstand sogar noch größer.
» Erlebnisse gewinnen an Wert je öfter wir uns an sie erinnern. «
Kann das stimmen? Schließlich ist selbst ein längerer Urlaub spätestens nach drei Wochen Geschichte, während ein neues Auto oder ein teurer Ring in der Regel auch Monate später noch dem Käufer gehören. Ironischerweise arbeitet aber genau dieser Umstand gegen das Glück des Besitzers: Gerade weil sie immer präsent sind, gewöhnen wir uns schnell an die Dinge, die uns gehören. Auch das schnellste Auto und der kostbarste Brillantring verblassen bald zu einem Teil unseres Alltags. Erlebnisse hingegen gewinnen an Wert je öfter wir uns an sie erinnern – besonders, wenn wir es gemeinsam tun.
Denn das Schöne an Erlebnissen ist schließlich, dass sie uns enger mit anderen Menschen verbinden. „Selbst wenn man sonst nichts gemeinsam hat, fühlt man sich jemandem, der ebenfalls den Appalachian Trail gewandert ist, sehr viel verbundener als einem Menschen, der zufällig dasselbe Fitness-Armband besitzt“, beschreibt das US-Wirtschaftsmagazin „Fast Company“ diesen Effekt.
„Unsere Erfahrungen haben definitiv einen größeren Einfluss auf unsere Persönlichkeit als unsere materiellen Güter“, erklärt Professor Gilovich. „Auch wenn man davon ausgeht, dass die persönliche Identität irgendwie mit unseren Besitztümern zusammenhängt, bleiben sie doch immer eigenständige Dinge. Erlebnisse und Erfahrungen hingegen werden ein integraler Teil von uns. Letztendlich sind wir die Gesamtsumme unserer Erfahrungen.“
Das erklärt, warum echte Erlebnisse als Reichtümer unserer Zeit gelten: Sie zahlen sich in jeder Hinsicht aus. Und gleiches gilt für all jene, die unvergessliche Erfahrungen organisieren und anbieten.